Reiseblog von Bine und  Sepp 

 

Teil 5a - Sizilien

 

10.10.2023

Fahrt über das Landesinnere zur Fähre nach Messina auf Sizilien.
Fährfahrt dauerte ca. eine halbe Stunde. Tatsächlich hab ich nicht auf die Uhr geschaut, aber zwischenzeitlich dachten wir, wir haben die falsche erwischt. Die Fähre landet aber außerhalb von Messina im Industriehafen an, deshalb … Stolze 78 Euro mussten wir für unser Gespann  one way berappen (einfache Womis zahlen wohl so ca. 40-50 EUR). Die Straße von Messina ist eine Meerenge zwischen Kalabrien und Sizilien. Sie verbindet das Tyrrenische Meer im Norden mit dem ionischen Meer im Süden. Die Meeresstraße ist 32 Kilometer lang, zwischen drei und acht km breit und maximal 250 m tief. Der Bau einer Brücke ist in Planung. Die Durchfahrt ist aufgrund der Wind- und Strömungsverhältnisse von je her schwierig. Antike Autoren schrieben das den Ungeheuern Skylla und Charybdis zu. (siehe griechische Mathologie). Aber uns waren sie wohlgesonnen und wir fuhren sicher an Land. Ungeheuerlicher waren da schon die Straßenführungen und Straßenkarten von Messina! Hammer!

12.10.2023

Wir wollen Sizilien wieder entgegen dem Uhrzeigersinn abfahren und hatten deshalb in Cefalù einen schönen ersten Stop auf Sizilien.
Der sehr gepflegte ->Camp Costa Ponente wirklich toll terrassenförmig angelegt und die Sanitären eine der besten, die wir bisher in Italien (mit Ausnahme von Südtirol) hatten UND sehr familienfreundlich. Es ist ein kleiner Markt dabei und ein einfaches Restaurant und der Poolbereich wirklich toll. Der Preis mit 22 EUR/Nacht mit ACSI eine tolle Preis-Leistung! Hier haben wir den mit Abstand besten Preisnachlaß mit ACSI bekommen (ich glaub es waren 8 EUR!). Die Betreiberin ist Deutsche.

Cefalu, eine schöne italienische Touristadt mit vielen vielen Gässchen und unzähligen Souvenirläden, einer langen Standpromenade mit Stadtstrand, der den Namen auch verdient hat und einem Dom, der gerade renoviert wird. Die Citta ist gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Rundherum gibts allerdings nix zu sehen. Wir sind allerdings auf unserer Reise bisher schon sehr verwöhnt was tolle Städte und Strände angeht, deshalb brechen wir schon nach 3 Tagen wieder auf. 

ABER wir haben hier Hubert und Johanna wieder getroffen und das war wie immer superschön! Ihre Tochter mit frischgebackenem Ehemann auf Honeymoon schaute am ersten Nachmittag auch noch vorbei. :-) Und die wunderhübsche Vespa von Hubert ist auf dem anderen Bild zu sehen. Da ist er mit Recht superstolz drauf! :-D

Entgegen der vielen  Berichte ist es bislang auf Sizilien erstaunlich sauber und die Hauptstraßen sehr gut ausgebaut. Logo liegt hi und da Müll am Straßenrand aber bisher nicht schlimmer als anderswo in Süditalien. Wir lassen uns weiter überraschen.

13.10.2023

Die Fahrt von Cefalu bis Marsala war über die Autobahn auch sehr schön. Auf Siziliens Nordseite ist es überraschend grün und bergig, je weiter wir Richtung Südwesten kamen, umso flacher und karger wurde es, aber die Landschaft hat uns weite Strecken an die südliche Toskana erinnert mit wunderbaren Landsitzen mit Olivenhainen und Weinbergen. Die Straßen toll ausgebaut, war eine sehr angenehme Fahrt. Im Youtube-Film werde ich dann etliche Eindrücke von der Fahrt mit einbauen.
Man hätte noch das Cap San Vito und die Küstenstraße Zingaro mitnehmen können, aber das machen wir vielleicht ein andermal, ebenso wie vielleicht doch mal Palermo.

Dann war Spannung angesagt. Im Netz hatte ich von ->Mamma Colette gelesen mit durchaus sehr zwiespältigen Bewertungen. Sie polarisiert anscheinend sehr.

Tatsächlich waren wir von der ersten Minute an begeistert. Das Gelände hat starken Hippie-Touch und wir ergatterten den letzten Platz unter Palmen. Colette hat hinten noch ein paar Ferienwohnungen und einen Parkplatz wo man stehen kann, aber da ist es nicht wirklich schön. Hätten wir dort stehen müssen, wären wir wohl direkt weitergefahren oder maximal eine Zwischenübernachtung. Unter den Palmen aber ein Träumchen, daneben ein Kite-Club mit guter chilliger Musik und Sepp hat mir glatt zum ersten Mal eine Hängematte aufgespannt. Die 77- oder 78jährige Colette ein Unikum mit aufregender Lebensgeschichte. Zum Beispiel war sie in jungen Jahren eine der ersten Flugzeugpilotinnen von Alitalia. Ein deutsches Camperpaar, die hier schon seit etlichen Jahren überwintern hat das bestätigt. Abends bekocht sie eine Hand voll Menschen ein Stückerl weiter in einem schönen Haus mit toller Terrasse. Wir haben hier hausgemachte Nudeln mit Ragu gegessen und als Hauptgericht Schwertfisch und Sepp eine gemischte Fleischplatte, laut ihrer Aussage nur von hiesigen Bauern. Als Nachtisch gabs eine Isola, das ist Pistazieneis auf Espresso und drüber logo ein Schuss Marsala. Dazu gabs den auch durchaus sehr leckeren Hauswein. Es war eine gemütliche Runde und wir haben alle ratzfatz die Tische zusammengestellt. Tolle familiäre Atmosphäre.


14.10.2023

Morgens gibts immer Frühstück für alle, das ist im Preis inbegriffen und auch tagsüber kann man sich an der Theke mit Gebäck (Croissants) und Obst versorgen. Das Frühstück lässt keine Wünsche offen, leckerer Kaffee, Wurst, Käse, Säfte, Joghurts, alles für Müslis, süsses Gebäck und herzhafte Brötchen, Marmeladen, Obst, alles da. War auch wieder sehr gemütlich. Auch die berühmten Arancini haben wir hier zum ersten Mal gegessen. Bei Collete gabs dreierlei, mit Thunfisch, Tintenfisch und Mozzarella/Spinat. Es sind gefüllte frittierte Reisbällchen. Sepp und ich waren uns einig, nicht schlecht, aber auch sehr sehr mächtig. Mir liegen sie viel zu schwer im Magen. Wir würden also keinen Extrakilometer dafür zurücklegen.

Kleine Radltour nach Marsala. Leider sind wir zu früh abgebogen und waren erstmal eine Weile ganz schön geschockt über diese hässliche und trostlose Stadt und gefühlt nahm das erstmal kein Ende. Vom Hafen aus haben wir uns dann weiter auf die Suche nach einer Altstadt gemacht und plötzlich war sie da. Wir waren wieder versöhnt. :-) Durchaus sehr hübsch und ein Nobel- und Designershop am anderen. Wir fragen uns nur, wer diese ganzen hochpreisigen Sachen hier so kauft. Die ganze Gegend hier ist zwar schön, aber wirkt nicht gerade wohlhabend. In einem Geschäft in Toplage sind glaub ich grade mal irgendwie 8 Orchideen drin gestanden und die zwei Typen in dem Laden wirkten waahnsinnig wichtig!!! An der Chiesa Madre di Marsala kamen wir gerade recht zu einer Trauung mit historischer Tracht. :-) UND so ein Moro-Kopf hat nun auch den Weg zu mir gefunden! Die Legende zu den berühmten Moro-Köpfen könnt ihr ja googeln.

Auf dem Weg nach und von Marsala kamen wir an der Saline Genna vorbei. Superschön angelegt, ganz tolle Fotolocation und einfach perfekt für den Sundowner.

15.10.2023

Leider hat mich gestern so ein Miststück gebissen oder gestochen und das fuxt mich heute ziemlich. Wir radelten gestern ja nach Marsala und schon nach ein paar Metern hat mich etwas ganz übel in den Oberschenkel gezwickt. Ich hab kein Insekt fliegen sehen, nix, aber hab mich total erschrocken und es tat übel weh. Auf die Idee den Sattel abzusuchen bin ich erst nächsten Tag gekommen. Aber ich schätze, das hatte sich dort versteckt und hab das Ding gestört. Da hat es sich gewehrt. Grundsätzlich ja legitim, aber ich reagier halt auch immer sehr heftig und so ist heute der Oberschenkel ziemlich großflächig dunkelrot angeschwollen, es tut weh und juckt wie Hölle.
Wir sind dann nur mit Smartie noch zur Saline dello Stagnone, aber heute war Sonntag und dementsprechend wieder sehr viel los.

Abends haben wir einen dieser vielgerühmten sizilianischen Foodtrucks ausprobiert und das Panini hat richtig lecker geschmeckt.

16.10.2023

Mein Biss/Stich schaut mittlerweile echt übel aus. Ich kühle und schmiere. :-(
Nachdem die 5 Hunde und Emma keine Freunde werden und wir hier Emma nicht aus den Augen lassen dürfen, haben wir beschlossen, heute weiterzureisen. Leider.

Wir machten noch Großeinkauf (Marsala, Cantuccini - die man in Marsala tauchen solle - homemade Pasta und vor allem SALZ) bei Collete. Sie hat uns dann auch noch eingewiesen in die Heilkräfte von Salz. Laut ihrer Aussage solle man das Salz in der Pfanne erhitzen bis es eine leichte Farbe bekommt, dann am besten in einen Socken füllen und z.B. bei Kreuzschmerzen auflegen bis es abekühlt sei. Angeblich sollen die Schmerzen nach wenigen Tagen weg sein. Einige Gäste haben das eifrig bestätigt. Wir werden also testen, sobald wir wieder Rücken haben und als kühle Kompresse für mein Knie werd ich es schon vorher mal testen.
Was es alles gibt und was alles heilende Kräfte haben soll. Aber das Salz ist dermaßen billig, das kann man schon mal testen und wer weiß ...

Fazit ->Mamma Colette:

Es ist ein besonderer Ort. Wer wie gesagt Hippie-Feeling und familiäre Atmosphäre mag, der ist hier genau richtig. Es gibt Strom, Wasser, man kann entsorgen. Sanitäre gibt es irgendwie nicht. Im Haus ist zwar ein Bad mit WC und Dusche, aber bei uns war die Dusche abgebrochen und deshalb unbrauchbar. Bewundernswert trotzdem was Colette, das Energiebündel, hier allein mit ein paar Helfern macht. Es ist einfach eine tolle Atmosphäre und ein schönes Miteinander da. Abgesehen von den Hunden haben wir uns total wohlgefühlt hier.
Wir haben 25EUR/Tag bezahlt, wie gesagt, inkl. Frühstück.

Aber weiter gehts ...

Wir wollen zum ->Camp Nettuno nach Agrigento und zu den Türkenfelsen und dem Tal der Tempel, ein Hotspot auf Sizilien.

Die Fahrt war wieder super auf gut ausgebauten Straßen und die vorbeiziehende Landschaft wechselte von bissl trostlos zu wunderschön ähnlich der Toskana wieder mit Wein- und Olivenanbau und je näher wir nach Agrigento kamen umso mehr Zitrusbäume. Wunderbare Anwesen gibt es hier.

Agrigento bietet alles was der Touri so braucht, alles an Geschäften (inkl. Lidl ;-) und der Camp Nettuno liegt direkt am wunderschönen Strand. Wir haben den wohl einzigen mit Mehrblick erwischt und denken, dass wir es hier erstmal gut aushalten können.
Vielleicht spinnt sich auch mein Biss/Stich wieder aus.

Achja, es begann schon in Tropea, dass unser Router kein gutes Netz mehr hatte und hier auf Sizilien ist es tatsächlich ein Trauerspiel. Wir haben uns also entschlossen bei Windtre eine Prepaid-Datenkarte zu kaufen. Inkl. Aktivierung kostet sie bei unbegrenztem Datenvolumen für 4 Wochen 35 EUR. Wir haben uns erklären lassen, dass es in Italien so sei, wenn man das bar im Shop bezahlt, geht man keinen Vertrag ein, nur bei Bezahlung mit Kreditkarte. Wir könnten also wann immer in der Zukunft mit unserer Wind-SIM in einen Shop gehen, sie wieder rechargen lassen und bar bezahlen. Das wär soweit kein Problem. Hoffentlich funktioniert das dann auch so.
Jedenfalls hatten wir nun endlich wieder Netz, kein überragendes, aber doch ziemlich stabil und i.O. Da wir an unserm Traumplätzchen keinen SAT-Empfang haben ist das schon sehr nice.

16./17.10.2023

Nachdem mich der Biss/Stich ziemlich fuxt haben wir ein paar Ruhetage eingelegt. Gott sei Dank haben wir uns den Traumstrand nur mit ein paar wenigen Leuten teilen müssen, so dass jeder für sich sein konnte. Ich konnte auf diese Weise doch ins Wasser und meine Wunde kühlen. In Tropea wäre ich mit dem üblen Ding nicht unter die Leute gegangen.
So ganz langsam schlägt aber die geballte Cortison-Ladung als Tabletten und Salbe an.

18.10.2023

Sieht so aus, als wär das Schlimmste mit meinem Wildtierangriff überstanden und wir hatten heute einen perfekten Tag auf Sizilien.

Erst gemütliches Frühstück bei der gewohnt genialen Aussicht, dann 2 Stunden Sonnenbaden und Schwimmen, 

dann ein gepflegter Espresso Doppio und nach der Dusche auf zur Scala dei Turchi (der Türkentreppe). Das sind aus Mergel bestehende riesige Felsen. Strahlend weiß erinnern sie an Stufen. Der Name soll auf sarazenische Piraten zurückgehen, die im Volksmund „Türken“ genannt wurden und bei Überfällen ihre Boote im Windschatten des Felsens verankert haben sollen. Einer anderen Theorie zufolge soll der Name auf die Ähnlichkeit der Struktur zu den Formationen in Pamukkale zurückzuführen sein. An solchen Orten sind wir besonders glücklich mit unserer Paula II, denn Drohnenaufnahmen können das noch viel besser erfassen.

Anschließend dann zum Tal der Tempel.
Ein wirklich majestätischer Anblick. Die Tempelanlage liegt auf einem Bergkamm und wenn man nach Agrigento fährt, fährt man direkt unten an der Straße entlang und kann sie schon von weitem oben bewundern. Es gibt viele Wege das Gelände abzulaufen. Oben vom ersten bis zum letzten Tempel sind es ca. 2,5 km. Wir fanden den besten Weg, am Parkplatz V zu parken und für 3 EUR pro Person den Shuttle zum Haupteingang zu nehmen. Von dort läuft man dann praktisch zurück und hat damit die Strecke nur einfach. Wir wollten dieses Mal ja endlich die Lichtspiele in den Abendstunden sehen und erleben, wenn die Tempel abends beleuchtet werden und was soll ich sagen. Es war perfekt. Es sind so traumhafte Fotos entstanden. Bin ganz stolz. Manche sehen direkt unwirklich aus.

Mit der Akropolis und Paestum gehört der Concoridatempel zu den besterhaltendsten überhaupt. Also für griechische Tempel ist tatsächlich Griechenland nicht die erste Adresse.
Mehr hierzu ->guckst Du auf Wikipedia

Um den Tag noch perfekt abzuschließen, haben wir uns ein nettes Ristorante ausgesucht und sehr sehr lecker gespeist. Ich finde immer mehr Gefallen an der italienischen Art, die ja beim Hauptgang gewöhnlich nicht so große Sättigungsbeilagen haben, allerhöchstens bissl Gemüse und Salat, dafür gibts vorher eben die Pasta. Und die Pasta-Variationen sind wirklich ein Hit. Schon die Norma finde ich extrem lecker hier und hab sie auch schon nachgekocht und auch diesmal hausgemachte Pasta mit Weißfisch, wildem Fenchel und geröstete Brotkrümel.
Ja und endlich als Dessert die berühmten Cannolo di Ricotta Scomposto. Die Cannolo sind ja frittierte Teigrollen, gefüllt mit unterschiedlichen süssen Füllungen. Hier als Dessert waren sie in Stücken und lecker auf der Ricottacreme angerichtet. War sehr lecker, aber vom Hocker gerissen haben mich die Cannolo jetzt nicht. Die Cannolo selbst sind sehr hart (natürlich) und schmecken  irgendwie nach gar nichts. Ich hatte mir ein Pistazien Semifreddo bestellt und das war für mich der Hammer, ein supercremiges Pistazieneis und dazu noch jede Menge Pistazien oben drauf und ein Schälchen Schokisoße. Hätte nicht tauschen wollen.

Fazit -> Camp Nettuno

Der Camp ist im Grunde schön gelegen direkt am Hammer-Strand und trotzdem nicht weit vom Ortszentrum, die Sanitären tiptop sauber, ansonsten süditalienischer Standard, in der Saison ist wohl ein Restaurant am Platz geöffnet; der Platz selbst ist sehr schattig und fast ein wenig zugewuchert, man hat deshalb auch keinen Ausblick auf den schönen Strand mit Ausnahme von einem Platz (ein wenig); es gibt nicht viele Plätze für größere Womis, mehr für Kastenwägen und Zelte, Netzempfang hier sehr sehr schlecht und SAT-Empfang gar nicht möglich aufgrund der vielen Bäume; trotzdem irgendwie ein schönes Fleckerl; Preis 23 EUR/Nacht mit ACSI-Nachlaß inkl. allem.

TIPP:
Auf der Fahrt zu den Scala dei Turchi sind wir ganz in der Nähe an einem tollen Stellplatz vorbeigekommen, sah sehr gepflegt aus und direkt am Strand!

19.10.2023

Trotzdem wir hier ein schönes entspanntes Fleckerl hatten, beschlossen wir weiterzureisen, nach Ragusa zum vielfach empfohlenen ->Camping Scarabeo. Der wurde uns wirklich von etlichen Nachbarn schon sehr ans Herz gelegt.
Die rund 120 km Fahrt dahin war nicht gerade schön. Unendliche Felder mit Gewächshäusern bzw. mit Plastikplanen abgedeckte Einrichtungen soweit das Auge reicht. Dafür haben wir ja durchaus Verständnis, irgendwo muss unser Bedarf ja angebaut werden, aber muss überall dieser Dreck und Müll sein. Was den Müll angeht wird es in dieser Gegend zunehmen schlimmer. Alles wirkt extrem runtergekommen, schmutzig und zugemüllt. Das alleine ist ein Grund, warum der Funken für Sizilien nicht so wirklich überspringt. Es gibt natürlich sehr schöne Orte und hier liegt dann auch kein Müll, aber schon ein paar Meter weiter… Außerdem fehlen uns hier hübsche kleine malerische Orte. Anfangs dachten wir ja, Sizilien wäre nicht so zugemüllt wie immer behauptet wird, aber im Laufe der Reise wurden wir eines besseren belehrt. Es ist wirklich teilweise unerträglich! Viel wäre sicherlich schon geholfen, wenn sie zumindest ein Flaschen- und Dosenpfang einführen würden.

ABER der Camp ist wirklich toll. Ausnahmsweise mal sehr gepflegt, super organisiert, liebevoll und schön angelegt UND wir haben einen Platz in erster Reihe bekommen, praktisch direkt am Strand. Es sind 2 Camps nebeneinander und sehr sehr gut belegt mit fast ausschließlich Paaren in unserem Alter. Eine schöne Atmosphäre UND, das hatten wir auch noch nie, jeder hat sein Privat-WC ohne Aufpreis.
Wir genießen erstmal nur. Es hat hier angenehme 30 Grad und das Wasser dürfte auch so bei 28 Grad liegen und ist glasklar, das klarste bisher auf unserer Reise. Dazu der Puderzucker-feine Sand, genial.

20.10.2023

Wir wurden schon „gewarnt“, aber es war dann trotzdem eine Schau!
Um halb 9 fährt der Fischhändler vor und wir schlagen noch vor dem Frühstück mit frischem Schwertfisch und Gambas zu.
Kurz drauf kommt der Bäcker für das Frühstücksgebäck. :-)
Dann kommt der Gemüse-Obsthändler mit allem was das Herz begeht, u.a. auch noch mit superguten Pistazien, erstaunlich leckerem Wein in 1,5 Liter Plastikfalschen, Olivenöl, Burrata, Salami, Käse.
Etwas später am Nachmittag läutet dann lautstark der Gelati-Mann und dann kommt noch pünktlich für das Abendgrillen der Metzger mit frischen Fleisch und Wurst.

Es ist hier rundherum kaum was, aber bei diesem Angebot braucht man sich auch keinen Meter bewegen, was dazu führt, dass die allermeisten ursprünglich nur 3-4 Tage vor hatten und schlussendlich alle irgendwie 2 Wochen bleiben. Tatsächlich hab ich hier die allerbesten Kaki und Pistazien ever bekommen. Könnte mich nur davon ernähren! Obwohl der Schwertfisch und die Gambas .... :-D

Etliche überwintern hier auch. Das könnten wir uns allerdings hier nicht vorstellen. Wahrscheinlich würden uns schon 4 Wochen zu langweilig werden und das obwohl wir Smartie dabei haben.

Emma hat gleich wieder neue Freunde gefunden und die allererste war auch gleich die allergrößte, aber so ne liebe Maus.

Und Haushalt und Wäsche waschen musste auch mal wieder sein. Is ja nicht nur alles Gaudi! :-D


21. bis 29.10.2023

Am 21. hat ganz kurz am Morgen das Wetter bissl geschwächelt, aber rückblickend war das überhaupt nicht der Rede wert. Temperaturmäßig war sowieso kein Unterschied.
Eigentlich war in dieser Zeit nur chillen angesagt. Das süsse Leben kann man hier so richtig genießen. Den ganzen Tag Meeresrauschen und den Traumstrand vor der Nase. Alle wichtigen fahrenden Händler kommen praktisch direkt vor die Tür. Mal gabs frischen Schwertfisch, mal Gambas, mal frische megaleckere Dorade, ein Träumchen!!!  Nette Nachbarn, mega entspannte Atmosphäre. So vergeht Tag um Tag und jeden Tag denkst du „ach einen Tag mach mer noch …“ :-D

 Mit unseren Nachbarn hatten wir auch riesig Glück. Die einen mit dem Leonberger Elsa waren Italiener, supernette Leute und Elsa und Emma total verliebt. Leider hatten wir bissl Verständigungsprobleme, das war schade. Die mächtige Elsa hat sich vom ersten Moment an total flach vor Emma gemacht, damit sie nicht so groß und wuchtig war! War supersüss anzuschaun. 

Emma hat ja wirklich vor nix Angst, nicht dass sie frech ist, aber sie ist ein durch und durch freundlicher Hund und denkt halt, alle anderen sind genauso freundlich. Am Strand ist sie sogar schnurstracks auf eine Dogge hingelaufen. Da stand mein Herz schon kurz still. Weil sie so unerschrocken ist, müss mer ganz besonders Acht geben auf sie. Ich würd sie ja in Watte packen und dauernd beschützen. Sepp ist da Gott sei Dank anders und so macht sie schon tolle Erfahrungen und wird immer mutiger.

Die anderen Nachbarn waren die liebe Petra und Thomas aus dem Frankenland mit ihrer Border Collie Dame Aska. Das hat gepasst wie Faust auf Auge. Wir hatten mit den beiden eine schöne Zeit hier und die 4jährige Aska hat sich auch toll mit Emma verstanden. Die beiden sind den Strand rauf und runtergetollt, dass es jeden Tag eine wahre Freude war zuzuschaun. Emma hat von Aska viel gelernt, vor allem hat sie die Angst vorm Wasser mehr und mehr verloren.

Am 25. haben wir einen Ausflug zu den UNESCO-Wetkulturerbestädten Ragusa und Modica gemacht. Die ganzen Städte hier, auch Noto, wo wir später hinfahren, wurden beim großen Erdbeben 1693 fast vollständig zerstört, es kamen rund 60.000 Menschen ums Leben. Eine wahnsinnige Zahl, vor allem auch für damalige Verhältnisse. Damals war Sizilien unter spanischer Herrschaft und man baute sie im barocken Stil wieder auf. Deshalb sind diese Städte mit so vielen pompösen Palästen gespickt und die Kathedralen ähneln sich sehr.

In Ragusa haben wir endlich die vielgerühmte sizilianische Spezialität Granita (in meinem Fall Mandelgranita) gegessen und den Canolli haben wir auch nochmal eine Chance gegeben.
Also beide hammerlecker. Bin schlagartig totaler Ganita-Fan. Das ist so eine Art crashed Ice mit Geschmack. Danke an Hubert für diese Tipps! Die Canolli haben die zweite Chance verdient und auch hier waren wir jetzt begeistert. Sie sind halt sehr mächtig. Eigentlich reicht uns da ein Canollo zu zweit.

Auch ein handgetöpferter Pinienzapfen hat den Weg zu uns gefunden. Ein ganz süsses Geschäft war das und nicht mit dem üblichen Tourizeugs. Die Inhaberin hat mir auch einiges dazu erklärt, dass die Zapfen Glück bringen sollen und die traditionelle Farbe grün sei, wo ich sehen könne, wo der Zapfen hergestellt wurde und von welchem Künstler. Bin ganz happy.

Und bei der Goldschmiedin Barbara Mera mit ihrem Laden Le Merabiglie hab ich auch zugeschlagen. Eine superliebe Person mit tollen Einzelstücken.

Insgesamt machten die Geschäfte in Ragusa auf mich mehr den Eindruck, dass es sich um Kunsthandwerk handelt und nicht das übliche Touri-Massenzeugs. Vielleicht hat der Schein auch getrogen, aber ich hatte beim Kauf ein gutes Gefühl. :-)

Die Nachbarstadt Modica war dann auch toll durchzuschlendern. Sie ist anscheinend eine Schoki-Hochburg und tatsächlich sahen wir alle paar Meter hochwertige Schoki-Geschäfte und Manufakturen. Bei der ältesten Siziliens Bonajuto haben wir dann natürlich auch was kaufen müssen. Extrem leckere Pistazienpralinen, aber auch extrem teuer. Die 6 kleinen Pralinen haben mal schlappe 8 EUR gekostet.

Am 26. hieß es dann großes Abschiednehmen. Sowohl die Italiener also auch unsere lieben 3 Franken sind abgereist. Schade, schade, aber wir bleiben in Verbindung und sehen uns sicher wieder! Da kam bei mir aber direkt auch wieder bissl Heimwehblues auf.

Mit den neuen Nachbarn wars nicht mehr dasselbe und es war auch niemand mehr mit Hund dabei, leider. Trotzdem haben wir die Zeit noch genossen, sind mal nach Marina di Ragusa geradelt. Der gut 10 km Weg führt mit dem Fahrrad einen großen Teil direkt die Küste entlang, so ist der Weg, wenn man mal die Gewächshausfelder mit dem vielen hässlichen Müll am Straßenrand hinter sich gelassen hat, superschön zu radeln. Sowohl Santa Croce Camerina mit dem malerischen Leuchtturm, also auch Marina di Ragusa sind halt richtige Touri-Orte mit schöner Strandpromenade, Strandbars, tollen Stränden. War mal ne schöne Abwechslung zur Ruhe an unserem Punta Braccetto.

An unserem Strand ist nur eine, allerdings total nette Strandbar. Wir gingen schon mit den 3 Franken gerne auf den obligatorischen Nachmittags-Cappuccino und Espresso. Den letzten Abend  wollten wir noch die Speisen probieren. Was soll ich sagen, viel Geld für wenig Essen, nicht schlecht, aber auch nicht überragend, kann man machen, muss aber nicht sein.

29.10.2023
Heute wars soweit.
Schweren Herzens nehmen wir heute Abschied vom Scarabeo.
Und es wurde uns wirklich schwer gemacht. Kaiserwetter, heiß, 29 Grad, strahlendblauer Himmel, türkisblaues Wasser und das Meer so ruhig wie seit Tagen nicht mehr. Aber wir können nicht jeden Tag sagen „ach einen Tag noch …“ ;-). Wir haben noch bissl was vor auf unserm Trip, also ziehen wir heute doch weiter. Wer hätte gedacht, dass es uns gerade auf Sizilien an einem Platz so schwer fällt abzureisen. Es ist hier an der Küste ein  Camp am anderen, aber der Scarabeo ist wahnsinnig liebevoll, geschmackvoll und grün angelegt.

Fazit ->Scarabeo Camp
Wir hatten 3-4 Nächte vor und blieben 10. Toller gepflegter Camp, liebevoll angelegt mit schöner Atmosphäre. Dauernd wuseln Mitarbeiter rum und halten alles in Schuss. Die Betreiber supernett und hilfsbereit. Die Sanitären tiptop, man bekommt seine eigene Toilette mit Schlüssel. Es gibt zwar keinen Shop und der nächste größere Supermarkt ist ca. 6 km entfernt, aber Im Laufe des Tages kommen alle möglichen fahrenden Händler vorbei, so dass es einem an nichts fehlt. Der Strand und der tägliche gigantische Sonnenuntergang ist perfekt. 35 EUR/Nacht inkl. allem (1. Reihe ohne ACSI-Nachlaß) mit sehr guter Stromabsicherung (absolut nicht selbstverständlich in Italien!)

Ein letztes Mal dieser Ausblick beim Aufstehen


Ziel war heute die griechischste Stadt Italiens, Syrakus. Der Camp Rinauro sollte es sein und es war ein Volltreffer. Ganz anders als bisher und nicht am Wasser, aber superschön gelegen mit Panoramablick ins Land, schöner Pool-Anlage und überhaupt sehr liebevoll angelegt. Wenn man so ins Land blickt, hat man direkt bissl den Eindruck als wär man in der Toskana.

Von hier aus wollen wir Noto, Syrakus und die archeologische Ausgrabungsstätte anschaun.